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Wenn man sich die Buchungsstatistiken ansieht, ist Frankreich als Destination eher auf den hinteren Rängen zu finden. Bei näherem Hinsehen auf die Karte, stellt sich einem allerdings die Frage, weshalb das so ist. Das Land hat eine gigantisch lange Küste, die ungewöhnlich viel Abwechselung bietet. während die Küstenlinie Südfrankreichs mit ihren klangvollen Städtenamen wie Nizza, St. Tropez und Marseille zu gemütlichen Segeltörns mit abendlichen Shoppingtouren einlädt, begrüßt die windige Atlantikküste der Bretagne, die sportlicheren Segler. Korsika wiederum, die „Insel der Schönheit“, besticht durch ihre atemberaubende Natur und zeigt sich je nach Küstenabschnitt von einer “anderen Seite” – Nicht schlecht, für ein einziges Land.

COTE D`AZUR

Die Südküste Frankreichs ist seit Jahren das Mekka der Reichen und Schönen, bietet es doch das gesamte Jahr über angenehme Temperaturen, eine facettenreiche Küstenformation und eine vorbildliche Infrastruktur. Viele Segler schätzen gerade diese Besonderheiten und planen ihren Törn entlang der schicken Städte und Häfen mit ihrem unverwechselbaren französischen Flair. Beliebte Ausgangshäfen für einen Segeltörn sind zum Beispiel Antibes, Hyeres, Bormes les Mimosas oder Saint Mandrier sur Mer. Das Revier ist aufgrund seiner moderaten und eher schwachen Winde aus Nordwesten ein Einsteigerrevier. Obwohl die Winde vorwiegend aufgrund der Thermik entstehen, kann es aber auch mal im Sommer, zu dem aus dem Rhone Delta kommenden gefürchteten Mistral kommen, der eigentlich eher im Winter bläst. Während bei Mistral die im Osten gelegenen Gebiete der Cote d`Azur aufgrund der Küstenformation eher geschützt sind, ist man im Westen dem starken Wind gänzlich ausgeliefert. Es gibt so gut wie keine Strömungen und auch von Tidenhub ist hier keine Spur. Die Küste bietet verhältnismäßig viele Yachthäfen, die sich in Punkto Liegeplatzgebühren stark voneinander unterscheiden.

All das sind auch Gründe dafür, weshalb es hier in den Sommermonaten auch mal recht voll werden kann. Es empfiehlt sich ein Törn in der Französischen Riviera vor allem in den Monaten Mai, Juni, September und sogar noch Anfang Oktober. Obwohl auch über den Landweg bequem erreichbar, bieten sich natürlich die Flughäfen bei Nizza und Marseille für die schnelle Verbindung mit dem Flieger an. Das Hinterland der Region ist geprägt von Gebirgen und während im Osten die Alpen steil ins Meer fallen, besteht die westliche Cote d`Azure aus einer eher flachen, mit markanten roten Felsen bestückten Küstenlandschaft. Das Revier, welches sich von Cassis im Westen bis nach Menton an der italienischen Grenze erstreckt, bietet wunderschöne Stände und Buchten zum Ankern. Das Gebiet lädt vor allem aufgrund seiner vielen schönen Häfen dazu ein, dass man über Nacht sicher am Steg liegt und den Flair der französischen Riviera bei einem abendlichen Bummel durch die Straßen und Gassen der Cote d`Azur in vollem Zuge genießt.

DIE BRETAGNE

Das Revier an der westfranzösischen Region ist was für „echte“ Segler, denen weder Tidenhub noch starke Winde etwas ausmachen. Wer das Ziel hat, mal eine Atlantiküberquerung zu segeln, kann hier sicherlich schon mal mit dem einen oder anderen Törn seine ersten Hochseeerfahrungen sammeln. Der Tidenunterschied, der hier schon mal 13 Meter betragen kann und somit auch eine beträchtliche Strömung verursacht, kann einen unvorbereiteten Segler schon mal aus der Ruhe bringen. Wer sich aber gut vorbereit und fit in der Gezeitennavigation ist, der wird hier sicher keine Probleme haben. Im Sommer liegen die Temperaturen aufgrund des Golfstromes nicht selten bei stattlichen 25°C und stürmische Bedingungen muss man im Sommer ebenfalls nicht fürchten. Auch die Häfen an der Küste bieten einen hervorragenden Service. Man kann sich hier bequem per Funk anmelden und schon kommt einer vom Hafenpersonal, der einem den Platz zuweist und beim Anlegen behilflich ist. Auch die Sanitären Anlagen in den Marinas sind ebenso wie die Liegeplatzgebühren absolut in Ordnung. Die Nordbretagne, die sich vom Ausgangshafen St. Malo in Richtung Westen bis zur Ile d`Quessant und weiter südlich bis zur Pointe du Raz und Ile de Sein zieht, bietet einige Naturhäfen, deren Einfahrten bei Ebbe teilweise komplett trockenfallen. Ab St. Malo kann man hier in einer Woche wunderbar einen Törn zu den Kanalinseln Jersey und Guernsey unternehmen oder auch einen Abstecher in die Tidenunabhängigen und daher stets sicheren Liegeplätze in Lezardrieux oder Paimpol anlaufen. Die Südbretagne erstreckt sich südlich vom Pointe du Raz bis hin zur Mündung der Loire bei St. Nazaire. Hier geht es etwas gemütlicher zu und die Küste ist auch nicht ganz so rau wie der Norden. Inseln wie Ile de Groix oder die vor dem Ausgangshafen in La Trinité-su-Mer liegenden Inseln Ile d`houat und Hoedic bieten hier, neben den Orten am Festland, ebenfalls wunderschöne Anlaufstellen. Eine Alternative zum Atlantik bietet hier der Golfe du Morbihan, der sich bei Arzon ins Landesinnere schlängelt. Trotz der Breite von nur 15sm bietet die Bucht so viele Buchten, Fischerhäfen und Anlegeplätze, dass man hier sogar seinen gesamten Törn verbringen kann – auch wenn dieser zwei Wochen dauert. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Bretagne aufgrund ihrer Küstenformationen, des Atlantiks und des Tidenunterschiedes eine echte Alternative zum herkömmlichen „Mittel-meersegeln“ darstellt. Schöne Fischerhäfen, guter Segelwind und kulinarische Highlights sind die steten Begleiter eines Törns in der Bretagne. Die Sommer sind durchgehend wohl temperiert, wobei der warme Westwind in der Südbretagne sogar subtropische Bedingungen erspüren lässt. Das Wasser hat im Sommer bis zu 20 bis 22 Grad. Sowohl im Süden als auch im Norden wird der Wind durch den thermischen Land-See Wind bestimmt, der im Sommer in der Regel mit acht bis zehn Knoten weht. Die Nordbretagne wird zusätzlich noch von den zwischen April und Oktober meist über England ziehenden, wechselnden Hochdrucklagen beeinfluss.

KORSIKA

Die Geburtsinsel Napoleons ist nicht nur für Landurlauber ein lohnendes Ziel. Nicht umsonst laufen oft auch die auf Sardinien gecharterten Yachten auf ihrem Törn das berühmte Städtchen Bonifacio an. Die Einfahrt zwischen den hohen Klippen, nachdem man die Straße von Bonifacio passiert hat, bleibt jedem Segler für immer in Erinnerung. Während man von den Klippen eine wunderschöne Aussicht aufs Meer hat, laden die urigen Gässchen mit ihren kleinen Restaurants und Cafés zum Bummeln und gutem Essen ein. Typisch für Korsika ist die reichhaltige und deftige Küche. Als Spezialität gelten z.B. freilaufende Hausschweine, die sich von Kastanien, Eicheln und Bucheckern ernähren und welche dann über Kastanienholz geräuchert werden. Die Insel unterliegt vor allem an der Westküste, dem Einfluss des Mistrals, der hier ordentlich „Wind aufwirbeln“ kann. Während ruhiges Segeln auf der Ostseite möglich ist, kann es auf der Westseite nicht selten zu einer beträchtlichen Dünung mit satten Windböen kommen. Grundsätzlich liegt die Insel aber unter dem Einfluss verschiedener Windrichtungen. Der im Sommer heiße und trockene „Libecciu“ bringt dagegen im Winter den Regen mit an die Westküste. Im Gegensatz zum eher moderaten Landwind, setzt der Seewind in den Sommermonaten vormittags ein und erreicht gegen Nachmittag eine Stärke von sechs bis sieben Windstärken. Neben dem bereits genannten Mistral, kann hier vor allem im Frühling auch der Schirocco mit bis zu acht Windstäken aus Südosten wehen. Dieser flaut dann aber ebenfalls pünktlich am Abend ab, nachdem er ca. vier Stunden nach Sonnenaufgang zu blasen beginnt. Auch das Küstenbild der beiden Seiten unterscheidet sich stark voneinander. Während man im Westen passend zu den hohen Wellen und dem stärkeren Wind, eine felsige und teils steil abfallende Küste vor sich hat, erstrecken sich an der Ostseite traumhafte, lange Sandstrände und sichere Buchten. Klar, dass sich der Chartertourismus vor allem an dieser „Sonnenseite“ abspielt. Hier bietet sich mit Solenzara ein geeigneter Ausgangshafen für eine Yachtcharter an der Ostseite. Für einen Törn an der Westseite bieten sich die Marinas in Ajaccio und Propriano an der Südwestküste an. Beide sind wunderschön gelegen und bieten aufgrund der Lage auch bei einer Woche an, einen Törn nach Bonifacio und zurück zu unternehmen. Definitiv ein Traum ist es natürlich auch, die Insel mit ihrer 285km langen Küste komplett zu umrunden. Sicherlich sollte man hier schon ein bisschen Segelerfahrung mitbringen, um auch bei eventuell aufkommendem, schwererem Wetter auf der Westseite, sicher voran zu kommen. Die Insel bietet so viele einsame Orte und ursprüngliche Liegeplätze, dass ein solcher Törn sicher als Highlight im Logbuch vermerkt wird. Für solch eine Yachtcharter sollte man sich aber mindestens zwei oder mehr Wochen Zeit nehmen. Wer vorwiegend an der Ostseite segeln und dann noch einen Abstecher durch die Straße von Bonifacio machen möchte, sollte sich auf jeden Fall vorher noch mal den Wetterbericht ansehen. Aufgrund des Düseneffektes hat es hier immer ein paar Windstärken mehr als im restlichen Revier. Außerdem muss man hier bei starken Westwindlagen mit einer Strömung von zwei bis drei Knoten rechnen. Dennoch, wie bereits beschrieben, ist Bonifacio definitiv einen Besuch wert. Dieser sollte wenn möglich in die Törnplanung mit einbezogen werden. Als beste Reisezeit für einen Yachtcharter Törn gelten die Monate Mai, Juni und September. Im Juli und August sind die Bedingungen zwar auch ideal, jedoch ist es in diesen Monaten unverhältnismäßig teurer und vor allem recht voll. Viele erfahrene Korsika Segler schätzen die Nebensaison und segeln am liebsten im April oder Oktober an der Korsischen Küste entlang.

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